Was würdet ihr sagen, wofür euer Weingut und eure Weine stehen?
Christoph Wachter: Innerhalb der letzten 15 Jahre haben wir unser seit mehreren Jahrzehnten etabliertes Familienweingut Wachter Wiesler zu einer der Qualitäts-Speerspitzen am Eisenberg geformt. Wir produzieren, nunmehr auch bio-zertifiziert, möglichst unverfälschte Gewächse, die ihre Herkunft unverkennbar zeigen. Mit großem Einfühlungsvermögen gelingen elegante Weiß- und Rotweine, die sich eher durch Finesse und Vielschichtigkeit als durch Opulenz auszeichnen. Dabei gehen wir sowohl im Weingarten als auch im Keller mit besonderem Fingerspitzengefühl vor, um die Eigenheiten der jeweiligen Lage möglichst präzise zu präsentieren. Vorwiegend werden 600-Liter-Fässer oder größere verwendet. So gelingt es, die Nuancen des unvergleichbaren Blaufränkisch-Terroirs klar wahrnehmbar zum Ausdruck zu bringen. Das Ergebnis sind – vom köstlichen Klassiker Béla-Jóskaüber prächtige Orts-Gewächse aus Deutsch Schützen und Eisenberg bis hin zu den gesuchten Einzellagen-CharakterenSaybritz& Co. – Jahr für Jahr Weine stiller Größe mit immensem Reifevermögen.
Was macht für euch einen großen Wein aus? Oder was ist euch persönlich wichtig bei einem Wein?
Christoph Wachter: Unsere Weine sind oft tänzelnd, mitunter aber dann wieder ruhig schwebend. Sie sind irgendwie wie wir. Sie haben’s gerne gut, sehr gerne sehr gut, und meinen es manchmal aber auch einfach zu gut mit uns, doch dann immerhin viel zu gut. Sie sind bereit, begeistert zu reisen, aber auch, beinahe endlos zu rasten. Sie sind ausgesprochen abenteuerlustig und fortwährend präsent. Eroberer, Clowns, Therapeuten, Verführer. Sie leben ihr Leben. Und sie leben es verdammt gern.
Hat der Klimawandel Einfluss auf euren Weinbau und ändert dies auch Dinge in eurem Schaffen?
Christoph Wachter: Wir versuchen natürlich mit der Natur zu arbeiten, mit der Zeit zu gehen. Humusaufbau und Bodengesundheit ist unser oberstes Ziel, so schaffen wir es genug Wasser zu speichern und den Reben alles zu geben was sie brauchen. Blumen, Gräser, und Kräuter als Begrünung helfen uns dabei die Kleinstlebewesen welche den Reben die nötige Nahrung bringen zu ernähren. Vorsichtige Laubarbeit, das heißt nur die notwendigsten Blätter kommen weg um die Trauben zu belüften, jedoch wird darauf geachtet, dass die Trauben nicht in der direkten Sonne hängen.Der richtige Erntezeitpunkt ist sowieso unabdingbar. Tendenziell hat sich dieser um 7-10 Tage nach vorne verschoben.
Was hat euch dazu veranlasst in Richtung Biologisch zu gehen?
Christoph Wachter: Wir wollten wieder näher an der Rebe sein. Wir sehen uns als Begleiter, als Beobachter, als Freund, der dann, wenn der Weingarten was braucht auch für ihn da zu sein. Durch die ganzen Mittelchen welche erlaubt wären haben viele überhaupt vergessen wie Wein wirklich schmeckt oder schmecken sollte. Unverfälscht, so wollen wir unsere Weine.
Gibt es Learnings oder Einsichten hinsichtlich der Weinerzeugung oder des Wein-Business, die ihr gerne schon zu Beginn eurer Karriere gehabt hättet?
Christoph Wachter: Es ist ein ständiger, wunderbarer Lernprozess. Ich will nichts missen, wir mussten alles probieren um zu sehen wie sich die einzelnen der 1000 Rädchen an denen man drehen kann auf den Wein auswirken. Ich will auch keine Fehler missen.
Lieber Christoph, herzlichen Dank für das Interview!