Terroir: viel diskutiert und oft missverstanden, was genau bedeutet Terroir?
Terroir ist ein französischer Begriff, der den komplexen Einfluss von Herkunft, Klima, Boden, Kultur und Rebsorten auf den einzigartigen Charakter eines Weins beschreibt. Dieses Konzept verwebt natürliche Elemente wie Temperatur, Niederschlag und Hangneigung zu einer einzigartigen Identität. Der Ursprung des Terroir-Gedankens reicht bis in die 1920er Jahre zurück und ist eng mit geschützten Ursprungsbezeichnungen verknüpft. Erfahre in diesem Artikel alles über Terroir!
Definition von Terroir und die wichtigsten Faktoren
Terroir ist ein französischer Begriff, der sich auf die Gesamtheit der natürlichen Bedingungen bezieht, unter denen ein Wein entsteht. Es umfasst die Bodenbeschaffenheit, das Klima, die Topografie und die biologischen Faktoren wie die Pflanzenwelt und die Tierwelt. Ein weiterer bedeutender Faktor sind die kulturellen Unterschiede, die in jeder Region andere Methoden und Praktiken verfolgt.
Die einzelnen Faktoren des Terroirs beeinflussen den Wein auf vielfältige Weise. So kann der Boden die Menge an Nährstoffen und Wasser für die Reben liefern, das Klima bestimmt den Reifeprozess der Trauben und die Topografie beeinflusst die Sonneneinstrahlung und die Windverhältnisse. Erziehung und Schnitttechniken der jeweiligen Region spielen ebenso eine Rolle.
6 Faktoren, die das Terroir ausmachen
1. Boden
2. Klima
3. Topographie
4. Biologische Faktoren
5. Traditionen und Praktiken
6. Kulturelle Bedeutung
Boden
Der Boden ist ein wichtiger Faktor für den Geschmack des Weins. Er liefert den Reben die Nährstoffe, die sie für ihr Wachstum und ihre Entwicklung benötigen. Die Art des Bodens kann sich auf die Säure, den Alkoholgehalt, die Tannine und die Aromen des Weins auswirken.
Klima
Das Klima ist ebenfalls ein wichtiger Faktor für den Geschmack des Weins. Es bestimmt die Menge an Sonnenschein, Regen und Wind, die die Reben erhalten. Die Temperatur beeinflusst den Reifeprozess der Trauben, während die Niederschläge die Wasserversorgung der Reben sicherstellen.
Topografie
Die Topografie kann den Geschmack des Weins beeinflussen, indem sie die Sonneneinstrahlung und die Windverhältnisse beeinflusst. So können beispielsweise Weinberge an einem Südhang mehr Sonneneinstrahlung erhalten als Weinberge an einem Nordhang. Dies kann zu einem Wein mit mehr Aroma führen.
Biologische Faktoren
Die biologischen Faktoren wie die Pflanzenwelt und die Tierwelt können ebenfalls den Geschmack des Weins beeinflussen. So kann beispielsweise die Anwesenheit von bestimmten Pflanzen die Zusammensetzung des Bodens beeinflussen und dadurch den Weingeschmack beeinflussen.
Traditionen und Praktiken
Die Weinbautraditionen eines Landes oder einer Region können sich auf verschiedene Weise auf den Wein auswirken. Welches Erziehungssystem gibt es? Welche Schnitttechniken? So können beispielsweise bestimmte Rebsorten oder Anbaumethoden traditionell in einer Region verwendet werden. Dies kann zu Weinen führen, die einen einzigartigen Geschmack und Charakter haben.
Auch die Weinbaupraktiken können den Geschmack des Weins beeinflussen. So können beispielsweise die Erntezeit, die Art der Vinifikation oder die Lagerung des Weins einen sehr großen Einfluss auf den Wein haben.
Kulturelle Bedeutung
Der Weinbau ist in vielen Kulturen tief verwurzelt. Er ist nicht nur ein wirtschaftlicher Faktor, sondern auch ein wichtiger Teil der Kultur und des Lebensstils. In vielen Regionen ist der Weinbau ein wesentlicher Bestandteil der Identität der Menschen. So ist beispielsweise der Weinbau in Frankreich eng mit der französischen Kultur verbunden.

Blick auf Weinberge in der Südsteiermark
Entwicklung des Begriffs “Terroir”
Schon in der Vergangenheit wurden Zusammenhänge zwischen diesen Aspekten erkannt, wie in den Schriften des Naturforschers Theophrastos (370-287 v. Chr.) dokumentiert ist. Im Mittelalter beschäftigte sich in einem europäischen Land der Zisterzienserorden experimentell mit dem Zusammenspiel dieser Elemente. Der Terminus Terroir wurde jedoch erstmals in den späten 1920er Jahren geprägt.
Ein Vorreiter dieses Gedankenguts war der Weinproduzent Baron Pierre Le Roy de Boiseaumarié (1890-1967). In den 1920ern beschrieb er die geeigneten Rebsorten für einen Rotwein aus dem Châteauneuf-du-Pape-Gebiet aufgrund des charakteristischen Bodens und Klimas und grenzte ein spezifisches Areal ab.
Dieses wurde 1935 als Appellation klassifiziert. Ein weiterer Beitrag kam von Landwirtschafts-Professor Joseph Capus (1868-1947), der als einer der Wegbereiter des Appellationsgesetzes und der Vorläuferorganisation der INAO gilt, gemeinsam mit dem Baron.
Terroir ist eine geschützte Ursprungsbezeichnung in Frankreich
Der Ausdruck Terroir ist eng mit dem Herkunftssystem geschützter Ursprungsbezeichnungen sowie dem Konzept des Grand Cru in Verbindung gebracht worden, einer Klassifizierung von Weinen, Lagen (Weinbergen) und Weingütern. Allerdings ist Terroir kein eindeutiger, allgemein verstandener Ausdruck, der objektiv anhand messbarer Kriterien definiert werden kann, und er hat natürlich keine rechtliche Bedeutung im Weinrecht.
Sogar angesehene Autoren, Journalisten und Weinproduzenten interpretieren ihn unterschiedlich. Einerseits beschreibt Terroir die Gesamtheit der natürlichen und zusätzlich menschlich beeinflussten kulturellen Faktoren wie Rebschnitt, Anbautechniken oder Bodenbearbeitung, die die unverwechselbare Identität ausmachen. Das bedeutet, dass nicht nur die spezifischen Umweltbedingungen im Weinberg zählen, sondern auch das über Generationen weitergegebene Wissen und das kulturelle Erbe des Winzers in Bezug auf die Arbeit im Weinberg und im Keller.
Es gibt jedoch auch Ansichten, dass die entscheidenden Komponenten des Terroirs hauptsächlich von der Natur bestimmt werden und kaum bis gar nicht durch den Menschen veränderbar sind, auch nicht durch verschiedene Methoden.
Fazit ist, dass es keinen wissenschaftlichen Beweis dafür gibt, dass Terroir mehr ist als eine Charakteristik von Lagen oder Gebieten. Der Terroir-Gedanke wird teilweise als philosophisch-mystische Sichtweise betrachtet, die wenig realen Hintergrund hat. Dennoch gibt es außerhalb des Ursprungslands Bestrebungen, das "Terroir-Konzept" über geschützte Ursprungsbezeichnungen hinaus zu verstehen. Dafür wurde der Ausdruck "Regionality" geprägt.